Claudia de la Torre

Claudia de la Torre
Ausstellungsansicht in der städtischen Galerie Sindelfingen, 2013

Die gebürtige Mexikanerin, Claudia de la Torre, wollte eigentlich nur ein Auslandsemester an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Karlsruhe machen. Daraus wurde ein mehrjähriges Studium bei Prof. Silvia Bächli, gefördert durch verschiedene nationale und internationale Stipendium-Programme. Heute arbeitet sie als freischaffende Künstlerin in ihrem eigenen Atelier in Berlin und hat ihren einen Kunstbuch-Verlag gegründet.

Claudia, womit beschäftigst Du Dich in Deiner künstlerischen Arbeit? 
Ich interessiere mich für die oft unsichtbaren Schnittstellen zwischen Bild und Text. Ich entwickele eigene Archive und Bücher, die den Betrachter aktiv mit einbeziehen. Durch Wiederholung und Fragmentierung hinterfrage ich die Rolle von Fotografie und Büchern als Formen der Wissensproduktion. 

Welche Möglichkeiten haben sich Dir durch das Stipendium der Kunststiftung Baden-Württemberg geboten?
Erst durch das Stipendium konnte ich mir ein eigenes Atelier leisten. Einen Arbeitsraum zu haben ist mir als Künstlerin sehr wichtig. In dieser Zeit war ich auch in vielen Ausstellungen vertreten; durch das Stipendium hatte ich endlich die Möglichkeit, mich frei zu bewegen und bei den Eröffnungen meiner Ausstellung anwesend zu sein -- es ist mir sehr wichtig vor Ort zu sein, wenn meine Werke gezeigt werden. Außerdem habe ich in dieser Zeit meinen eigenen kleinen Verlag „Back Bone Books“ gegründet. Ich hatte dadurch die Möglichkeit eine neue Werkserie zu entwickeln und mit Menschen zusammen zu arbeiten, die ich für ihre Arbeit sehr bewundere.


Claudia de la Torre in ihrem Atelier
 
Gab es für Dich persönlich einen besonderen Moment als Stipendiatin?
Ja! Den gab es tatsächlich. Ich wurde eingeladen bei einer Gruppenausstellung mit Stipendiaten der Kunststiftung in der Galerie der Stadt Sindelfingen mitzumachen. Ich sollte ein Werk aus der Sammlung des Hauses aussuchen, das mit einer meiner Arbeiten in Dialog treten würde. Ich entschied mich für ein Gemälde von Willi Baumeister (1952), das zwar zweidimensional ist, aber durch die Farb- und Oberflächenstruktur dreidimensional wirkt. Meine Arbeit „Knaurs Lexikon Moderner Kunst“ beschäftigt sich auch mit dem Thema der Oberfläche und der Tiefe eines Werkes. Nach der Ausstellung in Sindelfingen ging ich ahnungslos in das Kunstmuseum Stuttgart, um festzustellen, dass just in diesem Moment eine große Einzelausstellung zu Willi Baumeister lief. Später habe ich sogar erfahren, dass das Haus von Willi Baumeister genau neben dem Haus der Kunststiftung in der Gänsheide steht. Von allen Bildern, die ich aus der Sammlung der städtischen Galerie Sindelfingen hätte auswählen können, hatte ich mich für Willi Baumeister entschieden, ohne um diese vielschichtigen Verbindungen zu wissen – eine schöne und unerwartete Schicksalsfügung.

 

Was steht als nächstes an, Claudia?
Ich habe in diesem Jahr viel vor: Ich werde an einer Gruppenausstellung in Zürich teilnehmen, sowie an einem Ausstellunsgprojekt in Stuttgart. Dieses findet in Kooperation mit der Kunststiftung Baden-Württemberg und der benachbarten Galerie Valentien statt. Außerdem habe ich ein Aufenthalts-Stipendium erhalten und werde drei Monate in Valence leben und arbeiten. Als Abschluss sollen eine Einzelausstellung und eine Publikation entstehen.

Zur Zeit assistiere ich bei der Künstlerin Zoë Miller. Wir sind dabei einen Beitrag für den unabhängigen Berlin Art Prize vorzubereiten. Außerdem bin ich dabei mit drei Künstlerfreunden Bücher in meinem eigenen Verlag zu veröffentlichen. Ein spannendes Jahr kommt auf mich zu!

www.claudiadelatorre.com

Interview: Sascia Bailer
Februar 2014

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