Niko Seibold

Foto:© Frank Schindelbeck

Niko Seibold
Stipendiat Musik 2021

Niko Seibold (*1987 in Stuttgart) ist Saxophonist, Komponist und Arrangeur. Zu seinen aktiven Projekten zählen das Jazz-Quartett Seibolzing (Finale Neuer Deutscher Jazzpreis 2019), das mehrsprachige Chanson-Quartett European Song mit der Zürcher Sängerin Yumi Ito sowie das 15-köpfige Elfton Ensemble. Niko ist Mitbegründer des Kollektivs Beyond Borders, des Toskana Jazzworkshop sowie des Indie Labels Hout Records. Darüber hinaus organisiert er das Jazzfestival tis jazz Fest in Basel. Er arbeitete u.a. mit Jorge Rossy, Mark Turner und Vince Mendoza und erhielt u.a. Kommissionen vom Metropole Orkest (2017), von Bobby Sanabria (Grammy-Nominierung 2018) und dem Generations Festival Frauenfeld (2021 Kurator: Django Bates). Niko studierte an der Manhattan School of Music bei Jim McNeely und Dave Liebman, am Jazzcampus Basel bei Domenic Landolf und Guillermo Klein, sowie an der MuHo Mannheim bei Jürgen Seefelder. Er lebt und arbeitet in Basel.

Kontakt: info@nikoseibold.com // www.nikoseibold.com

Interview

Warum hast du dich für das Jazz-Saxophon entschieden?
Vor vielen Jahren entschied ich mich für das Saxophon und gegen das Banjo (eine gute Entscheidung), ohne einen Schimmer von Jazz oder sonst irgendwelchen Genres zu haben. Ich liebte einfach den Sound! Das Interesse am Jazz kam erst auf Umwegen: Als Kind der 90er war ich Sänger in verschiedenen Rock-Crossover Bands, sang, rappte, schrie und hüpfte mit meinen langen Rasta-Locken auf der Bühne herum. Aber ich wollte mehr: Das Wort ‚Improvisation' klang mystisch, geheimnisvoll, fast wie eine heilige Kultur der Imagination. Ich suchte mir den Saxophon-Lehrer mit dem besten Ruf als improvisierender Musiker in der Region und bekam fünf Platten in die Hand: A Love Supreme von John Coltrane, St. Thomas von Sonny Rollins, Kind of Blue und Round Midnight von Miles Davis sowie Tenor Madness von Sonny Rollins zusammen mit John Coltrane. Mit diesen Heiligtümern fing es an. Ich hörte auch eine Menge Charlie Parker, später Cannonball Adderley und noch später Kenny Garrett. Was die auf dem Saxophon spielen konnten, war (und ist teilweise immer noch) einfach unglaublich! Ich begann, mich ernsthaft meinem Instrument zu widmen. Das bedeutete, mindestens 3-4 Stunden täglich zu üben (Schule wurde Nebensache), nach der Schule dann wesentlich mehr. Ich schaffte die Aufnahmeprüfung an der Musikhochschule in Mannheim und die wilde Fahrt ging weiter.

Woher kommt dein Interesse an orientalischem Jazz?
Zufall! Beziehungsweise, ich bin ein musikalischer Entdeckergeist. Das kommt vielleicht von einer langen Weltreise vor der Einschulung. Im Studium in Mannheim sah ich irgendwann eine Anzeige für den Workshop Orient meets Occident in Bayreuth. Ich meldete mich spontan an und hätte nie damit gerechnet, dass daraus mit Beyond Borders eine Band entsteht, die heute nach 10 Jahren immer noch aktiv ist.

Wer oder was inspiriert dich?
Inspiration ist eine merkwürdige Geschichte. Sie kommt und geht, man kann sie nicht erzwingen. Als professioneller Künstler versucht man Wege zu finden, um Inspiration zu triggern. Kreatives Training am Instrument oder Kompositionsübungen können gute Startpunkte sein, um die Masse an Informationen und Reizen, die tagtäglich auf einen einprasselt, zu filtern und etwas Brauchbares zu finden. Klingt nicht besonders sexy, aber so ist das nun einmal. Die Vorstellung vom erleuchteten und dauerinspirierten Künstler ist eine schöne Geschichte, aber zumindest für mich, und für alle meine persönlichen musikalischen Heros gilt: 1% Inspiration, 99% Aspiration.

Was planst du während deines Stipendiums?
Mit dem Stipendium finanziere ich ein neues Album mit unveröffentlichter und neuer Musik für kleine Besetzung, zusammen mit einem der brillantesten Musiker, den ich kenne, dem spanischen Schlagzeuger Jorge Rossy und einem meiner engsten Weggefährten, dem venezolanischen Bassisten Roberto Koch.

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