Judith Milz: »feste feiern wie sie fallen«
Judith Milz:
»feste feiern wie sie fallen«
verlängert bis zum 20.02.2021
Hier geht es zum Webprojekt.
Kunststiftung Baden-Württemberg
Gerokstraße 37
70184 Stuttgart
Judith Milz setzt sich in ihrer Ausstellung mit der deutsch-deutschen Geschichte auseinander, die sie jenseits linearer Geschichtsschreibung behandelt. Zugrunde liegen ihr Zeitzeugengespräche und über Jahre angesammelte Versatzstücke aus Bildern, Biografien und wie Judith Milz es formuliert Erlebnissen „mangelhafter Versprachlichung“.
Die Ausstellung wird zur Spielfläche loser Erzählarten in Form von vor Ort erarbeiteten situativen Installationen und Objekten sowie sprachlicher Verortung in Text und gesprochenem Wort.
Judith Milz` Interesse gilt den Beiläufigkeiten, den alltäglichen Handlungen, dem Situativen und dem Banalen, das uns jeden Tag begegnet. So recherchierte sie beispielsweise die Geschichte der "Deutschen Schäferhunde". Diese wurden bis 1989 als Wachhunde an der deutsch-deutschen Grenze als Teil des „Grenzschutzes“ der DDR eingesetzt, jedoch nach dem Fall der Mauer nicht nur arbeits- und heimatlos, sondern auch schwer vermittelbare Fälle.
Mit ihrem Titel „feste feiern wie sie fallen“ macht Judith Milz einen antizyklischen Vorschlag für das Gedenken von Zeitgeschichte – fern markanter Daten wie Jubiläen oder feststehenden Gedenktagen wie die des Mauerfalls oder der Wiedervereinigung. Nicht zuletzt hat der Titel der Ausstellung in einem Jahr globaler Verunsicherung, einen fahlen Beigeschmack: Dass wir die Feste nicht mehr so feiern wie sie gerade fallen, berücksichtig das Ausstellungskonzept mit drei Eröffnungen anstatt einer. Jeden Monat wird die Ausstellung neu-eröffnet und zeigt im Rahmen des Gesamtkonzeptes veränderte und weiterentwickelte Arbeiten.
Judith Milz (*1989 in Nördlingen), lebt und arbeitet in Karlsruhe. Sie studierte an der Hochschule für Gestaltung Karlsruhe. In ihren Arbeiten entwickelt sie Möglichkeiten des Erzählens: skulptural, performativ, fotografisch, publizistisch; meist sind sie auf den jeweiligen Ausstellungsort zugeschnitten oder mit dem Aufkommen einer Möglichkeit erarbeitet. Ihr Interesse gilt den Beiläufigkeiten, den alltäglichen Handlungen, dem Situativen als auch guten Geschichten und interessanten Gesprächen sowie der Bearbeitung scheinbar banaler Vorgänge, wie das Putzen oder das Stehen, und die Enthebung dieser herkömmlichen Tätigkeiten oder Objekte aus ihrem gewohnten Kontext und Sinnzusammenhang. Beim Entstehen und Ausarbeiten von Projekten ist die Idee von Zeitzeugenschaft elementar – die anderer oder die eigene. Eine situative Wendigkeit im Arbeitsprozess, sich zu involvieren, sich vereinnahmen zu lassen, sich selbst in eine Sache einzuschreiben liegt ihren Projekten inne. Zu ihrer künstlerischen Praxis gehört das Schreiben und das Lesen – oft aus erhöhten Standorten, wie von Stühlen, Hochständen, Kirchtürmen oder aus Krankabinen – elementar dazu.