Konzert von Roland Gräter und Steffen Moddrow im Haus der Kunststiftung

Mit verblüffenden Präparationen bearbeitet Steffen Moddrow sein Drum Set, setzt Flächen, spielt frei polyrhythmisch erruptiv, minimalistisch akzentuiert, bis zu ekstatischen Rock-Entladungen. Roland Graeters Stimme und Cello agieren dazu mit lautmalerischen Litaneien, luftigen Largos, gestisch getragenem Schweigen, irrwitzig gehuschten läufen… Immer spürt man eine Folgerichtigkeit auf der Musik- Reise, die die beiden Musiker hier servieren. 

Steffen Moddrow findet neue Klänge durch Bearbeitung und Bespielung diverser Gegenstände, die auf den ersten Blick nichts mit Musik zu tun zu haben scheinen. Er bedient sich hemmungslos aus einem kuriosen Fundus an Alltagsobjekten, wie Bierdosen, Stühlen, Thermoskannen, Vasen, etc., die er in ihrer Funktion umdeutet, so dass sie sich während der Darbietung in neue Instrumente verwandeln. Herkömmliche Instrumente verändert er durch Präparation mit unterschiedlichen Materialien in ihren Klangeigenschaften.  Moddrow bespielt ein Drum Set beispielsweise mit Spaghetti, Bonbons und Klebeband, auch verwendet er Tonkonserven vergangener Zeiten in Form zerkratzten Vinyls, alte Tapes oder Produkte der Billigindustrie wie digitales Kinderspielzeug. Diese werden als Klangmaterialien ausgeschlachtet und zu verblüffenden Kompositionen wieder zusammengefügt.

Roland Graeter bereitet seit November 2008 die Jahres-Reise Musikmarathon 2011- 365 ad-hoc-konzerte frei improvisierter Musik vor, das am 1.1.11 um 16uhr 30 im Münster St.Paul beginnt und am 31.12.11 mit der Tuttinale in den Uferhallen in Berlin mit einem 365-minütigen Konzert, das in eine lange Sylvesternacht übergeht, endet. Dieses Kunst-Projekt ist nicht nur ein Credo für frei improvisierte Musik, sondern gleichzeitig Selbstversuch und Feldversuch.

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