Anna Elisabeth Frick

Anna-Elisabeth Frick
Stipendiatin für Darstellende Kunst 2018

*1989 in Darmstadt
lebt und arbeitet in Köln

Anna-Elisabeth inszeniert u.a. am Nationaltheater Mannheim, am Theater Freiburg, dem Schleswig-Holsteinischen Landestheater und am Grand Théatre de la Ville de Luxembourg. Ihre Arbeiten bewegen sich im Spannungsfeld zwischen Sprechtheater, Performance, Tanz und Musik.


 

Interview

Woran arbeitest du aktuell?

Aktuell bereite ich meine nächsten Inszenierungen und Projekte vor. Das wird sein u.a. Goethes Faust und Der Würgeengel von Luis Bunuel. Kern der Arbeit ist die Beschäftigung mit der Frage: Was interessiert mich persönlich so sehr, dass ich Lust habe, mich wochenlang intensiv damit zu beschäftigen und andere mit der Begeisterung anstecken kann.

 

Wer oder was inspiriert dich?

Ich zehre tatsächlich viel aus meinem vorherigen Studium der Kunstgeschichte und Germanistik und sehe mir viel Bildende Kunst an und lese unterschiedliche Dinge, gehe in Konzerte, reise viel etc. Außerdem gehe ich gerne in den Zoo. Ich versuche möglichst unterschiedliche Dinge zu machen und interessiere mich für vieles ohne darin Spezialist zu werden, dafür bin ich zu ungeduldig. Ich kenne mich in vielen Bereichen gut aus, bin aber kein Profi darin. Das ist für meinen Beruf sehr hilfreich. Die Gruppe Leider keine Millionäre (keine Band) singt „Was zählt, das liegt dazwischen.“ Ich umgebe mich aber gerne mit Spezialisten. Es gibt ehrlich gesagt wenig, was ich nicht inspirierend finde. Vielleicht alles was mit Mathematik zu tun hat...

 

Bei welchem Stück würdest du gerne Regie führen und warum?

Ich habe große Lust auf einen Stoff von Kafka. Ich kann das Grundgefühl des Protagonisten im Prozess sehr gut nachvollziehen. Wenn ich Zeitung lese und den Entwicklungen der Zeit folge, bin ich oft fassungslos und fühle mich ohnmächtig. Dieses Gefühl trifft Kafka für mich wie kein anderer auf den Punkt. Habe ich etwas nicht mitbekommen? Bin ich falsch hier oder alle anderen?

„Was waren denn das für Menschen? Wovon sprachen sie? ... K. lebte doch in einem Rechtsstaat, überall herrschte Frieden, alle Gesetzte bestanden aufrecht, wer wagte, ihn in seiner Wohnung zu überfallen? Er neigte stets dazu, alles mögliche leicht zu nehmen, das Schlimmste zu glauben, keine Vorsorgen für die Zukunft zu treffen, selbst wenn alles drohte.“
aus dem Prozess von F. Kafka.

 

Mit welcher Schauspielerin/welchem Schauspieler würdest du gerne zusammenarbeiten und warum?

Das kann ich schlecht beurteilen. Auch wenn es natürlich sehr viele sehr gute Schauspielerinnen und Schauspieler gibt, ist es mir vor allem wichtig, dass man zusammen ins Schwingen kommt. Ich liebe es mit Menschen zu arbeiten, die sich der Arbeit vollkommen hingeben und bereit sind, etwas von sich zu zeigen und etwas zu riskieren. Toll ist, wenn man sich zusammen frei fühlt und mit einem Kopfsprung gemeinsam ins Thema taucht.

 

Welches Vorhaben hast du während deines Stipendiums?

Ich möchte neben meinen Inszenierungen an Stadttheatern insbesondere ein Projekt weiter voran treiben, das mir sehr am Herzen liegt. Thema sind die Wanderungsbewegungen heute und in den letzten 200 Jahren. Meine Vorfahren sind im frühen 20. Jahrhundert aus Schwaben nach Aserbaidschan ausgewandert. Letztes Jahr unternahm ich dann eine große Reise in einem alten Mercedes Krankenwangen und fuhr die Strecke bis nach Odessa. Ich möchte aus dieser Reise eine Theaterarbeit machen. Mir ist es ein Anliegen darauf hinzuweisen, dass es Migrationsbewegungen schon immer gegeben hat. In verschiedene Richtungen, nicht nur Richtung Westen...

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