Frédéric Ehlers
Frédéric Ehlers
Bildende Kunst 2023
Frédéric Ehlers (*1988 in Darmstadt) ist ein in Stuttgart lebender Performancekünstler. Er studierte von 2008 bis 2016 an der HBK Saar bei Georg Winter. Neben seinen Solo Projekten ist er in einigen Gruppenprojekten tätig, wie dem Performance Kollektiv Planet Dance Ensemble, dem Verlag ismellpainter oder der dubiosen Band Mt. Vegan Rawchestra. In seinen Performances versucht er, zu entdecken wie viele eigene und fremde Bewegungen in ihm wohnen.
Interview
1. Wie bist du zur Performance-Kunst gekommen und was hat dich dazu inspiriert, dich in diesem Medium auszudrücken?
Während des Studiums habe ich mich zuerst intensiv mit Zeichnung beschäftigt. Irgendwann fand ich das Medium aber zu langsam im Austausch mit anderen. Ich wollte meine Ideen direkter kommunizieren. Und da habe ich angefangen, mich für Performance und Tanz zu interessieren. Das fand ich irgendwie mutig, dass Leute sich so direkt ausliefern.
2. Kannst du uns einen Einblick in deinen kreativen Prozess geben? Wie entwickelst du deine Ideen und konvertierst sie in Performances?
In der Entwicklung meiner Performances gibt es zwei relativ getrennte Bereiche. Es gibt den Rahmen, den ich mir setze (oder der mir gegeben wird). Das Setting, die Dauer, das Outfit, evtl. noch Gegenstände, mit denen ich interagieren könnte … das sind die Dinge, die ich vorbereite.
In der Performance selbst geht es dann darum, den gesetzten Rahmen zu bespielen. Und das ist bei mir fast immer improvisiert. Das entsteht in der Spannung zwischen mir und dem Publikum.
Da kann ich mich nur körperlich drauf vorbereiten, aber nicht wirklich planen, was passieren wird.
3. Welche kulturellen, historischen und persönlichen Einflüsse haben deine Kunst geprägt?
Ich interessiere mich generell für alle möglichen Arten der Bewegung. Vor allem »abweichende« Bewegungen und Haltungen. Solche, die uns sofort ins Auge fallen und nicht loslassen wollen, alles was irgendwie von der Norm abweicht. Die Krankheit, die Behinderung, das Alter, der Rausch, aber auch die frühe Kindheit bringen Bewegungen hervor, in denen der individuelle Körper klarer hervortritt. Wenn zum Beispiel der Körper erkrankt, kommt man an eine Grenze – da ist plötzlich der Spielraum weg, den man sonst hat. Und darin liegt eine wahnsinnige Schönheit – auch wenn es oft schmerzhaft ist, weniger Kontrolle über die eigenen Bewegungen zu haben.
In meiner Arbeit versuche ich, diesen »Abweichungen« in mir nachzuspüren. Es ist so viel da, das aber konstant unterdrückt wird. Das schwierige ist, die selbst gesetzten Grenzen herunterzuschrauben und den Körper sprechen zu lassen. Peinliche Momente sind ein gutes Indiz dafür, dass gerade etwas passiert, das alle angeht.
4. Hast du schon irgendwelche expliziten Projekte während deines Stipendiums 2023 geplant?
Ja, im Jahr 2023 bin ich ein Großprojekt angegangen, dass ich schon länger geplant habe. Es heißt »100 heimliche Performances«. Die Performances finden im öffentlichen Raum statt und sollen nicht auf den ersten Blick als »Kunst« erkennbar sein. Deshalb heißen sie »heimlich«. Bei dem Projekt arbeite ich mit vielen befreundeten Künstler:innen zusammen. Alle Performances, sowohl die Planung, als auch die Ausführung entstehen im Austausch mit Kolleg:innen. Ich werde leider 2023 nicht fertig mit dem Projekt, aber bis Mitte nächsten Jahres möchte ich das Projekt abschließen und eine umfassende Dokumentation vorstellen.