Tillie Bedeau
Tillie Bedeau
Stipendiat Musik 2023
Tillie Bedeau (*1993 in Augsburg) ist eine frei erfundene Kunstfigur, Komponist, Performer und Musikant. Tillie ist in Baden-Württemberg aufgewachsen, hat an der Akademie der Bildenden Künste und der HfG in Karlsruhe studiert und arbeitet seit 2015 als freiberuflicher Musiker und Medienkünstler, sowie als Teil von Theater-, Tanz-, und Performance-Kollektiven in Berlin, Basel und am Bodensee.
Interview
1. Wie kamst du auf die Idee, eine Kunstfigur für deine Karriere als Musikant:in; Composer:in zu wählen?
»Das wollte ich schon immer einfach gerne mal ausprobieren. Als ich noch jünger war und einmal in eine andere Stadt umzog, dachte ich so ganz einfach: hier kennt mich ja bisher niemand beim Namen. Wenn ich also gefragt werde, wie ich wohl heisse, sage ich einfach und bestimmt: Tillie. Es hat gut geklappt. Obwohl ich eigentlich sehr schüchtern bin, nennen mich jetzt viele Leute Tillie. Nach und nach wurde ich dann von fast allen Leuten, die ich kenne so genannt, selbst meine Mami sagt jetzt oft Tillie zu mir. In letzter Zeit mache ich es jetzt andersrum. Da sage ich einfach meinen „bürgerlichen“ (hustet) Namen und das funktioniert genauso gut.«
2. Wie verbindest du Performance und Musik?
»Das kann auf die unterschiedlichsten Arten passieren. Oft tanze ich einfach ein bisschen oder rede mit dem Publikum. Das hat bisher eigentlich immer am besten geklappt. Die Leute gehen ja oft auf ein Konzert und denken, jetzt können sie da ganz ungestört Bier trinken und reden und sind dann total erstaunt und oft auch einigermassen unangenehm berührt (manche fühlen sich sogar persönlich angegriffen), wenn sie nicht einfach berieselt werden mit irgendwelchen Inhalten, sondern jemand tatsächlich Aufmerksamkeit von ihnen verlangt, oder dass sie auch mal was sagen und antworten. Da verwischen dann schnell die Grenzen zwischen eigentlich Geplantem und sich spontan ergebenden lustigen Szenen. Das Schönste daran finde ich eigentlich, dass ein ernsthaft vorgetragenes ruhiges Lied, eine Ballade zum Beispiel, oft noch viel besser wirkt, wenn davor ein bisschen Quatsch gemacht wurde.«
3. Du spielst in einer Band (Walls & Birds), wie hat das deine Musik beeinflusst?
»Sehr – auf jeden Fall. Mit anderen Leuten spielen und auch Musik machen (in einer Band zum Beispiel) ist meistens viel besser als alleine irgendwas machen. Es entsteht dann immer etwas, was keine der beteiligten Personen alleine hätte machen können. Das fasziniert mich. Es gibt da diesen Feedbackloop von Idee und Umsetzung, des auf die anderen Hörens und Reagierens und die machen das gleichzeitig auch, das ist einfach schön. Grade bei Walls & Birds spielen wir gerne auch mal melancholische Stücke und dann ist da nicht nur die eigene Traurigkeit und Sehnsucht drin, sondern die von allen, das berührt mich immer sehr. Mit der Zeit habe ich dann viele Lieder absichtlich nicht ganz fertig komponiert, damit die anderen auch noch was zu tun haben. Das funktioniert wirklich am besten.«
4. Welche Projekte planst du gerade, während deines Stipendiums?
»Ein neues Theaterstück, ein neues Theaterstück für Kinder, eine neue Hörspielserie für Kinder, ein neues Album für die Band Walls & Birds, eine Konzertreise mit Walls & Birds, ein professionelles Fotoshooting, einen neuen Gedichtband, die Veröffentlichung des aktuellen Gedichtbands, die Veröffentlichung eines kleinen Bildbands, die Recherche für den neuen Bildband, eine Videoarbeit über den Zustand der Welt und eine Videoarbeit zum Thema Liebe.«