"hol hús og bæn" - Christl Mudrak und Michaela Tröscher im Haus der Kunststiftung

Zur Eröffnung am 24. November 2010 um 19.30 Uhr spricht Susanne Jakob, Künstlerische Leitung des Kunstvereins Neuhausen

Unter dem isländischen Titel „hol hús og bæn“ (dt.: Höhle, Haus und Gebet) haben Christl Mudrak und Michaela Tröscher, Stipendiatinnen der Kunststiftung 2010, ihre Doppelausstellung in den Räumen der Kunststiftung konzipiert.
Die Künstlerinnen haben gemeinsam ein Ausstellungskonzept entwickelt, das im Titel reflektiert wird: Ähnlich einem Traumerlebnis bewegt man sich durch die von ihnen gestalteten Räume. In die mystische Welt Islands versetzt fühlt man sich in den von Christl Mudrak gänzlich mit bemaltem Papier verkleideten, höhlenartigen Räumen und bei der Betrachtung von Michaela Tröschers Collagen und Objekten, aus denen tentakelartige Stränge hervorkommen und den Raum einnehmen.

Christl Mudraks ortsspezifische, raumgreifende malerische Installationen spielen mit der Wahrnehmung des Betrachters. Mit Papierbahnen bedeckt sie ganze Räume monochrom, mit einer schwarz-weißen Spirale oder einer Schicht fluoreszierender Farbe. Der Raum als eine konkrete, fassbare Einheit verschwindet. Er wird durch diese Intervention stark verändert und ist kaum mehr erkennbar. Es entsteht ein fiktiver Ort, ein amorphes, höhlenartiges Gebilde, in dem das Gefüge von Raum und Zeit ausgehebelt werden soll.
Die mit Pinsel und schwarzer Farbe aufgetragenen Spiralen irritieren das Raum- und Gleichgewichtsgefühl des Betrachters. Das Verhältnis zwischen Beobachtung und Partizipation des Betrachters wird dadurch neu austariert.
Die Künstlerin strebt an, Räume zu gestalten, die Energie abgeben. Sie möchte erreichen, dass sich mit Hilfe der Unmittelbarkeit der Erfahrung des Kunstwerks ein Erlebnis von Ganzheit einstellt.
Christl Mudrak, 1972 in Memmingen im Allgäu geboren, lebt und arbeitet in Berlin und Erbach. Sie studierte von 1993 bis 1998 Kunstgeschichte, Archäologie und Psychologie an der Universität Augsburg und der Freien Universität Berlin.
Von 2000 bis 2006 studierte sie freie Malerei in der Kunsthochschule Berlin-Weißensee, wo sie im Anschluss an ihr Studium Meisterschülerin war. Im Jahr 2002 ging sie mit einem DAAD-Stipendium an die Muchina Akademia St. Petersburg. Ein Jahr darauf verbrachte sie ein Jahr an der Ecole Nationale Superieure des Beaux Arts Paris. Von 2006 bis 2008 studierte sie am Goldsmiths College London. Seit 2010 absolviert sie das PhD-Programm an der AVU Prag. Sie hatte bereits mehrere Gruppen- und Einzelausstellungen, unter anderem im Palast der Republik in Berlin, im Superdeluxe-Club in Tokio, in der Trewman Brewery in London und bei der ChongQing Biennal of Contemporary Art in China.

Michaela Tröscher bewegt sich in ihrer Arbeit zwischen Island, dem Schwarzwald und der Schweiz. Ausgangspunkt ihrer bildhauerischen Tätigkeit ist der jeweilige Landschaftskörper und die dort vorhandene Volkskultur und Sprache. In ihrem Werk verdichten und spiegeln sich sinnliche Erfahrungen wieder, die sie in diesen Landschaften macht. Als Bildhauerin sucht sie innerhalb dieser Kulturen und Sprachen, die im Germanischen verwurzelt sind, Formen und Räume, Klänge und Strukturen. Dialekte, Jodel, Volksmusik, Architektur und Religion nutzt sie in ihren Werken als Vermittler dieser Kulturen.
In ihrer skulpturalen Arbeit schafft sie Verbindungen von verschiedenen Materialien wie Styropor, Wolle, Papier, Holz oder Stein und nutzt die unterschiedlichen Ausdrucksmöglichkeiten von Collage, Zeichnung, Film, Sprache und Schrift.
Sie verortet den Besucher nicht nur physisch in der Landschaft, indem sie als Rohstoffe die Dinge benutzt, die unmittelbar mit dem Körper zu tun haben, wie Kleidung oder Stimme, sondern möchte in ihren Arbeiten auch Grundsätzlichkeiten der menschlichen Existenz ausdrücken.
Michaela Tröscher, 1974 in Freiburg im Breisgau geboren, lebt und arbeitet in Hinterzarten im Schwarzwald, Island und im Appenzellerland. Sie studierte von 1996 bis 2003 Bildhauerei an der Hochschule der Bildenden Künste
Saar/Saarbrücken, wo sie im Anschluss an ihr Studium Meisterschülerin war. Zwischen 1999 und 2001 lebte und arbeitete sie in Reykjavik (Island). 2010 bekam sie das Nes partial Stipendium, um in Island zu arbeiten. Sie hatte bereits mehrere Gruppen- und Einzelausstellungen, unter anderem im Atelierfrankfurt, bei Galerie Gosz in Saarbrücken, im Living Art Museum Reykjavik sowie ein Wohnraumprojekt in Berlin.

Dauer der Ausstellung: 25. November 2010 – 21. Januar 2011

Öffnungszeiten: Mo – Fr 9.30 – 13.30 Uhr, Sa 11 – 15 Uhr
An Feiertagen geschlossen.

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